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Auch in der »Behindertenhilfe« prägten Aufbrüche und Umbrüche die Jahre von 1960 bis 1990. Waren die Einrichtungen für Menschen mit geistigen Behinderungen, Epilepsie oder psychischen Erkrankungen bis dahin häufig »totale Institutionen«, änderte sich nun unter den Vorzeichen der »Normalisierung« ihr Charakter. Neue Berufs- und Statusgruppen drangen in die bis dahin nach außen abgeschotteten »Heimwelten« vor. Gegen den zähen Widerstand altgedienter Kräfte verwirklichten sie Konzepte der »Verselbstständigung« geistig behinderter Menschen. In diesem Spannungsfeld gewannen die Bewohnerinnen und Bewohner neue Freiräume, sich aus ihrer unverschuldeten Unmündigkeit zu befreien und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Über den Autor
Hans-Walter Schmuhl, Prof. Dr. Geboren 1957 in Oberhausen. Studium: Geschichtswissenschaft, Germanistik und Latein in Bochum und Bielefeld. Freiberuflicher Historiker, apl. Professor an der Universität Bielefeld und stellvertretender Leiter des Instituts für Diakonie- und Sozialgeschichte an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal-Bethel.
Forschungsschwerpunkte: Geschichte des Nationalsozialismus, Medizin- und Wissenschaftsgeschichte, Diakoniegeschichte, Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung. Mitherausgeber der Reihe »Schriften des Instituts für Diakonie- und Sozialgeschichte an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal / Bethel« www.idsg-bielefeld.de
Ulrike Winkler, Dr. Geboren 1966 in Bad Kreuznach. Studium: Politik-, Rechts- und Erziehungswissenschaft in Marburg. Freiberufliche Politikwissenschaftlerin. Veröffentlichungen zur Diakoniegeschichte, Zeitgeschichte und Sozialgeschichte.
www.schmuhl-winkler.de
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort • 9A. Einleitung • 19B. Theoretische Vorüberlegungen • 29Disability History • 29Heime als »totale Institutionen« • 34Ein Modell für die Diakoniegeschichte? • 41Der Umbruch der 1960er bis 1980er Jahre • 45Heime als »soziale Felder« • 52Der Habitus des »Heimbewohners« • 61C. Lebenswelt Heim • 67Räume zum Leben • 67»Geschlossene« und »offene« Räume • 79Der eigene Besitz • 85Kleidung • 89Haustiere • 93Essen und Trinken • 94Geld • 102Hygiene, Gesundheitsvorsorge, Medikamente • 107Betriebsabläufe und Tagesstruktur • 113Gottesdienst und Konfirmation • 116Freizeit • 121Alltagskonflikte • 132Gewaltverhältnisse • 135Beziehungen zum Personal • 146Die Verlegung in ein anderes Haus • 151Neue Handlungsoptionen • 162Die Diskussion um die Heimbeiräte166Die Bildung von Heimbeiräten • 172Heimbeirat konkret • 176Schritte nach draußen • 179Die Tücken der Verselbstständigung • 183Konkretisierung I: Langer Kampf um die eigenen vier Wände • 190D. Arbeit und Entgelt • 199Arbeit im Verständnis der Diakonie • 199Die »Werkstatt für Behinderte« • 202Arbeit und Beschäftigung • 212Arbeits- und Urlaubszeiten • 215»Arbeitsprämien« • 217Arbeit auf der »Frauenseite« • 222Die »bedauernswerten, schwächsten Kranken«? • 226Die Intensivierung der industriellen Fertigung • 229»Bezugsfremde« vs. »lebenspraktische« Beschäftigung • 232Arbeitszufriedenheit, Stress und Langeweile • 234Die Dienststelle »Arbeits- und Berufsfindung« • 244Zukunftserwartungen 1974 • 248Ein neues Verständnis von »Arbeit« • 250Die Diskussion um die Personalentwicklung • 251Der VegsB und die »Freien Kräfte« • 255Zeit für einen »Umbruch« • 257Zivildienstleistende • 260Personalgewinnung durch Bildungsangebote • 261Konkretisierung II: Konflikte im Haus Saron • 272E. Frauen und Männer • 285Die Empfehlungen des VeEgsB Januar 1974 • 289Das Symposium des VeEgsB September 1974 • 293Die Tagung »Sexualität bei Behinderten« November 1974 • 304Die Tagung »Sexualität bei Behinderten« Dezember 1974 • 308Die Einstellung der Mitarbeiter • 310»Ein Zimmer zur Verfügung gestellt« • 314Befragungen von Behinderten • 316Die Debatte um die Sterilisierung • 318Geschlechtertrennung im alten Bethel • 325Die »Sexwelle« schwappt nach Bethel über • 327Ein früher Vorstoß von ärztlicher Seite 1969 • 329Die Diskussion um die Eheschließung 1973 • 334Eine Standortbestimmung 1973 • 339Die Richtlinien zur »Begegnung der Geschlechter« 1975 • 344Konflikte in Haus Pniel 1976–1979 • 349Konflikte in Haus Tabor 1981–1985 • 354Der Bau des Hauses »Neue Heimat« 1983–1986 • 359Friedrich v. Bodelschwingh III und ein neues Sterilisationsgesetz • 363Die Sterilisierungsdebatte 1984–1986 • 367Die Betheler Leitlinien 1986–1988 • 370»Kinderwunsch und Elternschaft« • 376Die Perspektive der Bewohnerinnen und Bewohner • 378»Doing Gender« oder »Doing Difference«? • 383Konkretisierung III: Die Sprechmotettengruppe • 386F. Schlussbetrachtung • 399Literaturverzeichnis • 406Personenregister • 422