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In Blomberg kennt jeder Adelheid Pustekoke.
Ihr Denkmal steht vor dem Rathaus.
Am Ostertag des Jahres 1460 stahl eine Frau 45 geweihte Hostien aus der Martinikirche und warf diese, aus Angst vor Verfolgung, in einen Brunnen. Sie wurde ergriffen, vor Gericht gestellt, verurteilt und verbrannt. Am Brunnen ereigneten sich danach zahlreiche Wunder. Eine blühende Wallfahrt entstand. Pilger aus den Niederlanden, Skandinavien und dem Baltikum ließen Pilgerzeichen zurück, die bezeugen sollten, dass der Brunnen ihnen Heilung und Segen gebracht hatte. Der Zustrom an Pilgern wuchs so stark, dass zu ihrer Betreuung Windesheimer Chorherren aus Möllenbeck zu Hilfe geholt werden mussten. Am 11. November 1468 wurde das Kloster „Zum Heiligen Leichnam“ gegründet. Dem Klosterareal musste ein ganzes Stadtviertel weichen.
Das Buch zeigt: Die Hostiendiebin hieß weder Adelheid noch Pustekoke. Erstmals werden alle Quellen, Berichte und Zeugnisse der Tat und ihrer Folgen ediert und die drei aussagekräftigsten zeitgenössischen Quellen ins Deutsche übersetzt. Das reichbebilderte Buch erbringt neue Erkenntnisse über die Täterin und ihr Umfeld, den Prozess, die Wallfahrt und die Klostergründung.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Herausgeber • 9
1. Thema und Ziel der Untersuchung • 13
2. Ermittlungsschritte: Zeitfenster zum Alltag einer mittelalterlichen Stadt • 21
Hintergrund: Zauberinnen, Hexen und Wundergeschichten • 21
Ausgangspunkt: Blomberg im Jahr 1460 • 23
Streitpunkt 1. Tat, Tatorte und Tatzeiten • 28
Streitpunkt 2. Fahndungswelle • 32
Streitpunkt 3. Verhaftung • 34
Streitpunkt 4. Das Hochgericht und die Angeklagten • 35
Streitpunkt 5. Prozessverlauf, Folter und Hinrichtung • 40
Streitpunkt 6. Sozialprofil und Persönlichkeit der Täterin • 46
Streitpunkt 7. War der Name der Täterin „Adelheid Pustekoke“? • 49
Streitpunkt 8. Wer war die „wahre Adelheid“? • 50
Streitpunkt 9. Die Wanderung des Vornamens • 52
Streitpunkt 10. Perspektivische Verschiebungen in einer langen Geschichte • 53
Epilog: Was bleibt? • 61
3. Ermittlungsergebnisse: Der Diebstahl und seine Folgen • 66
Drei Nachbemerkungen • 71
4. Quellenlage: Aussagen, Berichte, Zeugnisse • 74
Der Beginn und die vom Blomberger Klerus betreute Wallfahrt bis 1467 [Q 0–12] • 76
Die vom Kloster betreute Wallfahrt: Erste Urkunden und Berichte [Q 13–21] • 85
Täterin und Tat in den Ablassurkunden von 1471 bis 1504 [Q 22–38] • 97
Chroniken des 16. bis 18. Jahrhunderts [Q 39–48] • 111
Geschichtswerke des 19. und 20. Jahrhunderts [G 1–12] • 126
5. Drei mittelalterliche Quellen • 132
I. Johannes Hagen: Die Hexe von Blomberg [Q 18] • 132
II. Anonymus: Geschehnisse um das göttlichste Sakrament in der Stadt Blomberg [Q 21] • 145
III. Stiftungsurkunde für das „Kloster zum Heiligen Leichnam und Unserer Lieben Frau in Blomberg“ [Q 15] • 157
6. Abkürzungen, Quellen und Literatur • 163