Die Fürst Leopold-Akademie für Verwaltungswissenschaften

Doerfert, Carsten

Die Fürst Leopold-Akademie für Verwaltungswissenschaften

Versuch und Scheitern einer Hochschule in Detmold (1916-1924)

Band-Nr 88
Auflage 1. Auflage
Umfang 248 Seiten
Einband Paperback
erschienen 23.03.2016
Bestell-Nr 1088
ISBN 978-3-7395-1088-0
Preis 19,00
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Die Fürst Leopold-Akademie für Verwaltungswissenschaften wurde mitten im Ersten Weltkrieg in Detmold gegründet. Zu ihren Lehrkräften gehörten der Pionier des Luftverkehrsrechtes in Deutschland Otto Schreiber und der erste Wirtschaftsminister Nordrhein-Westfalens Erik Nölting. Der Versuch, eine neuartige Bildungseinrichtung zwischen Fachschule und Universität zu schaffen, fand damals große Aufmerksamkeit, ist heute aber fast vergessen.Das Buch zeigt, was die Hochschule leisten wollte und leisten konnte, wie sie sich dabei überschätzte und woran sie scheiterte. Die Stichworte dafür sind zeitlos und modern: Es geht um die richtige Positionierung im Bildungsmarkt, um Geldmangel und um interne Streitigkeiten. Darüber wird ebenso berichtet wie über die Studierenden und ihre Sorgen. Die Chronik der kleinen Akademie ist zudem untrennbar verknüpft mit der großen Rahmenhandlung von Krieg, Revolution und junger Republik.

Den Erlass zur Gründung der Akademie unterzeichnete der regierende Fürst Leopold IV. am 1. November 1916. Bei der Konzeption der Einrichtung wurde er maßgeblich unterstützt von seinem Kabinettsrat Georg von Eppstein. Die Finanzierung beruhte auf einem Kapitalstock, der 1916/17 durch Spenden aufgebaut wurde und dessen Zinserträge die Kosten des laufenden Betriebes decken sollten. Steuergelder sollten nicht verwendet werden. Dem Ehrenausschuss der Akademie gehörten prominente Politiker, Industrielle und Wissenschaftler an, wie Matthias Erzberger, Bernhard Harms, Wilhelm Kahl, Kurt Kleefeld, Ludwig Roselius, Emil Sehling und Wolfgang Stresemann. Die ursprüngliche Idee der Akademie war es, eine Fortbildungsstätte für verwundete Soldaten zu schaffen, mit einem Schwerpunkt auf der künftigen Verwendung in kommunalen Verwaltungen sowie Handels- und Handwerkskammern. Neben dem Abitur berechtigten auch geringere schulische Qualifikationen (Obersekundareife) zum Studium, wenn zusätzlich praktische Berufserfahrung vorhanden war. Damit ist die Detmolder Akademie eine Vorläuferin der späteren Fachhochschulen. Außerdem wurden »Gemeinverständliche Abendvorträge« angeboten, womit die Akademie in Detmold auch die Rolle einer Volkshochschule übernahm.Erster Studiendirektor wurde 1917 der Jurist Otto Schreiber. Die feierliche Eröffnung der Akademie erfolgte am 30. Mai 1918. Während des Krieges fand aber noch kein regulärer Vorlesungsbetrieb statt. Die ersten 110 Studierenden wurden im Sommersemester 1919 eingeschrieben, unter ihnen waren acht Frauen. Studiendirektor war inzwischen Hermann Kastner, der weiterhin auf eine Ausbildung in verwaltungsnahen Berufen setzte. Eine Ausbildung im Pressewesen kam nicht über Ansätze hinaus. Nach internen Auseinandersetzungen verließ Kastner Ende 1920 Detmold. Die Akademie nannte sich nun Hochschule und gab sich eine Rektoratsverfassung. Erster Rektor wurde der Volkswirt Hans Helmhart Auer von Herrenkirchen. Er setzte stärker auf eine wirtschaftswissenschaftliche Profilierung und führte 1921 als Abschlussgrad den »Diplom-Volkswirt« ein. Der Internationale Hotelbesitzer-Verein finanzierte 1922/23 einen Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre.Die Geschichte der Akademie spiegelt sich auch in ihren häufig wechselnden Namen:SS 1919: Fürst Leopold-Akademie für Verwaltungswissenschaften in DetmoldSS 1920: Fürst Leopold-Akademie. Hochschule für Verwaltungswissenschaften in DetmoldWS 1920/21: Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Detmold. Fürst Leopold-AkademieSS 1921: Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Detmold. Fürst Leopold-HochschuleSS 1922: Hochschule für Staats- und Wirtschaftswissenschaften in Detmold. Fürst Leopold-HochschuleSS 1923: Hochschule für Staats- und Wirtschaftswissenschaften (Staats- und wirtschaftswissenschaftliche Fakultät) in DetmoldAnfang 1923 erhielt die Hochschule vom Lippischen Landespräsidium das Promotionsrecht (Dr. rer. pol.) verliehen. Die Universitäten erhoben auf dem Marburger Hochschultag im März 1923 scharfen Einspruch. Befürchtet wurden eine wissenschaftlich nicht genügende Ausbildung und die damit verbundene Entwertung des Doktorgrades. Anders als bei den Technischen Hochschulen und den Handelshochschulen setzten sich die Universitäten mit ihrem Widerstand gegen den lippischen Doktor durch.In der Inflationszeit profitierte die Akademie von Reichszuweisungen an das Land Lippe. Als diese 1924 endeten und das Land sich weigerte, die Dozenten in den Staatsetat zu übernehmen, konnte die Hochschule nicht mehr lange existieren. Während die Hochschule in der Landespolitik mit Adolf Neumann-Hofer einen Verbündeten hatte, konnte sie namentlich Heinrich Drake nicht für ein stärkeres Engagement gewinnen. Auch der Versuch, der Hochschule eine Pädagogische Abteilung für die Lehrerbildung anzugliedern, konnte nicht finanziert werden. Ende 1924 musste die Hochschule schließen.https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCrst_Leopold-Akademie_f%C3%BCr_Verwaltungswissenschaften

Über den Autor

Carsten Doerfert, Prof. Dr. Geboren 1962 in Detmold. Studium: Rechtswissenschaft, Politikwissenschaft und Geschichtswissenschaft in Bonn und Münster. Professor für Wirtschaftsrecht an der Fachhochschule Bielefeld. Forschungsschwerpunkte: Öffentliches Wirtschaftsrecht, Europarecht, Rechtsvergleichung, Rechts- und Wissenschaftsgeschichte. http://www.fh-bielefeld.de/fb5/doerfertBuch im Verlag für Regionalgeschichte:Die Fürst Leopold-Akademie für Verwaltungswissenschaften. Versuch und Scheitern einer Hochschule in Detmold (1916-1924), 2016

Inhaltsverzeichnis

Vorwort • 7VorbereitungenLippe im Kaiserreich • 9 / Ein fürstlicher Plan • 12 / Soldaten und andere Bildungsbeflissene • 14 / Zwischen Fachschule und Universität • 19 / Erste Schritte und erste Irritationen • 24 / Studiendirektor Schreiber • 28 / Schreibers Bemühungen • 31 / Die Struktur der Akademie 1918 • 37Im WeltkriegFeierliche Eröffnung • 42 / Lehre durch die »Männer der Praxis« • 48 / Eine Professorin für Detmold? • 51 / Anfang in schwieriger Zeit • 54 / Streit um einen Orden • 62In der RepublikUmsturz und Neubeginn • 67 / Kastner als Studiendirektor • 72 / Das erste Semester • 78 / Die »Abteilung für Pressewesen« • 85 / Finanzierungsfragen • 92 / Auer und der Reformbedarf • 98 / Kastner muss gehen • 105 / Neue Satzungen und Prüfungen • 110 / Personelle Kontinuitäten und Veränderungen • 116 / Verwaltungs- und Wirtschaftswissenschaften • 120 / Kooperation mit dem Hotelbesitzer-Verein • 131 / Kampf um Anerkennung • 138 / Widerstand gegen den lippischen Doktor • 150 / Die Affäre Sveistrup • 158 / Studentenstadt Detmold • 168 / Für und Wider die Republik • 175 / Panhorsts Amerikareise • 182 / Profile von Detmolder Studierenden • 188SchlussphaseLehrerbildung und andere Versuche • 198 / Das Ende der Hochschule • 208 / Die Zeit danach • 215 / Ein Rückblick • 222Quellen- und Literaturverzeichnis • 229 / Bildnachweis • 238 / Personenregister • 239