Mein "unbekannter" Vater

Oldermann, Renate

Mein "unbekannter" Vater

Eine Spurensuche in der NS-Zeit


Auflage 1. Auflage
Umfang 202 Seiten, umfangreich bebildert
Einband gebunden
erschienen 16.08.2023
Bestell-Nr 1506
ISBN 978-3-7395-1506-9
Preis 28,00
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Ein Schatz in zwei Papiertüten: 500 Briefe ihres Vaters, geschrieben zwischen 1934 und 1946, verdichtet die Autorin zu einer biografischen Studie ihrer Familie in der NS-Zeit. Sie folgt dabei den Spuren ihres unbekannten Vaters, von dem sie bereits in früher Jugend getrennt wurde. Sie lernt einen Menschen kennen, dessen Lebensweg in einem christlich geprägten bildungsbürgerlichen Milieu in Osnabrück beginnt und der sich als angehender Buchhändler in Leipzig dem Studium der Literatur verschreibt, wo er auch seiner ersten Liebe begegnet. Seine weitere Lebensplanung wird jäh durchkreuzt durch die Einberufung zur Wehrmacht und den sich anschließenden Dienst als Offizier im Russlandfeldzug 1941/42 und als Besatzer in Dänemark. Nach Gefangenschaft in Frankreich kehrt er in ein zerstörtes Osnabrück zurück.
Vor diesem Hintergrund zeigt die Autorin den schleichenden Prozess der Vereinnahmung aller Lebensbereiche durch die NS-Ideologie auf, ein ebenso schmerzhafter wie auch notwendiger Prozess, in dem es um die immer wieder und immer noch bewegende Frage geht, wie es möglich war, dass sich persönlich liebenswerte und unbescholtene Menschen in den Bann eines mörderischen Regimes ziehen ließen. Einfühlsam, aber auch mit kritischer Distanz beschreibt die Autorin den Werdegang ihres Vaters, der nach eigener Aussage nicht zum Soldaten geboren wurde, dessen Leben aber Schritt für Schritt vom NS-System vereinnahmt wurde, dem er sich bis zum bitteren Ende verpflichtet fühlte.

Über die Autorin:
Dr. phil. Renate Oldermann war nach einem Studium der Germanistik und Geschichte als wissenschaftliche Archivarin in verschiedenen niedersächsischen Frauenklöstern und Stiften tätig und publizierte mehrere Monographien zur Geschichte von geistlichen Frauen in der Frühen Neuzeit. 2002 wurde sie erste Preisträgerin des Wettbewerbs „Frauen-Christentumsgeschichten ab 1500 in Niedersachsen“. Ihr letztes Buch mit dem Titel „Leveke von Münchhausen-von Hammerstein. Eine Frau in der Frühen Neuzeit“ erschien 2021.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort • 7

1. Familienglück • 9
Ein ungewöhnlicher Beginn 1914 • 9
Eine achtbare Familie • 13
Ein zweites Glück • 19
Frühe Erkenntnisse • 24
Erste Anzeichen • 27
Der Weg in die „Volksgemeinschaft“ • 32

2. Literatur – Liebe – Leipzig • 39
Eine „erste“ Adresse 1934 • 39
Ein Gefühl des Unbehagens 1935 • 42
Eine Frage der Rassenreinheit • 46
Ein schleichender Prozess 1936 • 50
Irmgard • 57
Abschied 1937 • 60

3. Für Volk und Vaterland • 65
Dunkle Schatten über Naziland 1937 • 65
Schicksalsjahr 1939 • 72
Reserve in Mohrungen 1939–1940 • 78

4. Im Westen viel Neues • 86
Berichte vom Westwall 1940 • 86
Luftkrieg gegen England • 90
Jardin de France 1940–1941 • 92

5. Eine „Dienstfahrt“ in den Osten • 99
Juni und Juli 1941 – Einmarsch in Litauen und Weißrussland • 99
August 1941 – Zielrichtung Moskau • 107
September 1941 – Verschlammte Wege • 114
Oktober 1941 – Schneesturm und Frost • 117
November 1941 – Etappenziel Wolga • 123
Dezember 1941 – Gegenoffensive der Roten Armee • 129
Januar 1942 – Letzte Anstrengungen • 131
Februar und März 1942 – Zweifel und Pflichterfüllung • 134

6. Mission im Norden • 139
Dem Schicksal entronnen, Dresden 1942 • 139
Märchenhaftes Dänemark 1943 • 149
Ein unwillkommener Lehrgang • 152
Rückkehr ins „Sahneland“ • 154
Der Bund fürs Leben • 156
Die „Vergeltung“ • 159

7. Das unaufhaltsame Ende • 163
Verteidigung der Nordgrenze 1944 • 163
Urlaubspläne • 164
Eine neue Front im Westen • 167
Bomben auf Osnabrück • 170
Den Glauben nicht verlieren • 173
Kriegsgefangenschaft 1945–1946 • 177

8. Neubeginn und Abschied • 184

Nachwort • 192

Dank • 195

Personenliste • 197

Abbildungsverzeichnis • 200

Ortsregister • 201